„What happens to you does not depend on you, it depends on the other fellow.”
Sanford Meisner, Gründungsmitglied des legendären Group – Theatres in den USA
der 30er Jahre, erschuf ein System von Schauspielübungen , die sich direkt mit
einer der größten Herausforderungen eines Schauspielers auseinandersetzen,
nämlich dem wahrhaftigen Verhalten in imaginären Umständen.
Der wichtigste Schlüssel, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Verlagerung der
Aufmerksamkeit nach außen, vor allem auf den Partner, um spontan, instinktiv und
wahrhaftig von Moment zu Moment reagieren zu lernen.
Die Szene und der Charakter entwickeln sich aus dem Wechselspiel der Reaktionen
und dem erlernten Vermögen, wirklich im Moment zu sein.
Um emotionale Freiheit und eine tiefe Identifikation mit dem Charakter zu erlangen, fordert Sanford Meisner via seiner Übungen dazu auf, die persönlichen Limitierungen zu erkennen und loszulassen.
Die Basis von Meisner’s Technique ist simpel – der Glaube, dass der Schauspieler im Raum real handeln sollte, so dass der Zuschauer umgekehrt reales Geschehen erfahren kann. Desweiteren baut alles auf dem Prinzip auf, dass die größte schauspielerische Ausdruckskraft entsteht, wenn der schauspieler aus seinem eigenen persönlichen Verhalten heraus wahrhaftig auf die Umstände und die anderen Menschen im Raum reagiert.
“The foundation of acting is the reality of doing.”
Meisner hatte mit Stanislawski’s System und dessen Version, vertreten durch Lee Strasberg, das Problem, dass beide nicht genug Vertrauen in die Fähigkeit der Schauspieler setzten, die Wirklichkeit einer Szene einfach dadurch herzustellen, indem sie von Moment zu Moment aufeinander reagieren würden. Meisner’s Weg war, das Maximum an Aufmerksamkeit von den Schauspielern zu verlangen, sich gegenseitig wirklich “zu lesen und aufeinander zu reagieren”.
Meisner trainiert den Schauspieler, seinen instinktiven Impulsen zu folgen, um wahrhaftige Verhaltensreaktionen im jeweiligen Augenblick hervorzurufen. Und dies über die reine Improvisation hinausgehend,sondern ebenfalls, um das Skript umzusetzen und spezifische Charakteristika der Figur zu entwickeln. Er war überzeugt, auf diese Weise das alte Hindernis von Schauspielern beseitigen zu können, die ihr Spiel durch eine Reihe von Absichten und physischen Handlungen vorbestimmten und “fixierten”, wobei sie ihre wirkliche organische Reaktion auf das was im Raum tatsächlich vorging, einbüßten.
“You don’t have to play a character, it’s in the reality of doing it.”
Auf diese Weise revolutionierte Meisner das Schauspielen, weil es den Spielern
erlaubte, innerhalb der Vorgaben durch Text und Produktion, jede Vorstellung
frisch und neu zu erschaffen indem der Schauspieler einfach in die
Gegenwärtigkeit eintritt und diese von Augenblick zu Augenblick erfährt.
“Acting is living under imaginary circumstances”
Dies bedeutete auch einnen radikalen Bruch mit Stanislawskis Sichtweise, weil es
bei Meisner keine Unterscheidung mehr gibt zwischen Schauspieler und Charakter,
und auch nicht zwischen der Welt des Theaters / des Films und der Welt des
Stückes. Die vierte Wand wurde zu einem überflüssigen Konzept, genauso wie das
“In die Rolle einsteigen”. Nach Meisner gibt es nur die Interaktion zwischen
Menschen im Raum – “the reality of doing”.
“The text is a boat, and sits on the river. So you have to have the river, the
emotional life, FIRST, otherwise the boat won’t go anywhere.”
– Sanford Meisner –